Vorlesen ist sowohl für Eltern als auch für Kinder der Hit! Besonders die Kleinsten können von dem abendlichen Vorlesen im Bett in vielerlei Hinsicht profitieren. Unsere Tipps zeigen, welche Bücher und Techniken empfehlenswert sind.
Ein festes Ritual entwickeln
Lesen macht Spaß und vorlesen oftmals noch viel mehr. Das allabendliche Vorlesen ist eine tolle Möglichkeit, um eine intensive Bindung zu seinem Nachwuchs zu entwickeln. Gerade Elternteile, die während des Tages nicht immer in Reichweite sind oder aus Gründen des Jobs erst am Abend nach Hause kommen, haben so die Option, eingehend Zeit mit ihrem Nachwuchs zu verbringen. Damit das Vorlesen zum vollen Erfolg wird, helfen einige Regeln, die sowohl die Eltern als auch der Nachwuchs beachten können.
Besonders praktisch ist es, wenn sich aus dem Vorlesen ein allabendliches, festes Ritual vor dem Schlafengehen entwickelt. Selbstverständlich kann auch während des Tages vorgelesen werden, das abendliche Vorlesen hingegen kann wunderbar in die Abendroutine integriert werden. Somit wird das Vorlesen zu einem wichtigen Punkt vor dem Schlafengehen, der darauf hinweist, dass bald die Lichter ausgehen.
Dieses feste Ritual sollte vonseiten der Eltern auch nur im Ausnahmefall nicht eingehalten werden – zu groß wäre das Maß an Enttäuschung. Ist dieses fixe Ritual einmal internalisiert, dann stellt es sowohl für Vater und Mutter als auch für das Kind einen positiven Abschluss des Tages dar, nach welchem beruhigt ins Bett gegangen werden kann.
Sprachentwicklung fördern: Vorlesen macht schlau
Doch nicht nur der Charakter des Rituals hat positive Effekte auf die Entwicklung eines Kindes, sondern auch die sprachliche Komponente beim Vorlesen. Schon im jungen Alter wird den Kindern ein besonderer Zugang zur Sprache durch das Vorlesen von Büchern ermöglicht. Die Kids entdecken so die Welt der Begriffe, Semantik und Syntax.
Während die ganz Kleinen zunächst einmal mit unterschiedlichen Wörtern in Kontakt kommen und deren Bedeutung lernen, ist es bei den größeren Kindern anders: Bereits im Alter von drei Jahren beginnt der Nachwuchs, die Satzstrukturen zu übernehmen. Aus einzelnen Wörtern, die aneinander gereiht werden, bilden sich langsam Phrasen bis hin zu ersten Sätzen. Nach und nach werden auch die Unregelmäßigkeiten der Sprache verinnerlicht und korrekt reproduziert.
Das Vorlesen unterstützt diese Entwicklung Ihres Kindes. Während für die Kleinen noch Bilderbücher von großer Relevanz sind, um die Welt kennenzulernen und einzelne Wörter zu verinnerlichen, benötigen ältere Kids Anspruchsvolleres.
Ob Märchen, fiktive Geschichte oder Sachbuch – alles, was dem Nachwuchs Freude bereitet, ist erlaubt. Dabei ist es besonders wichtig, dass der Inhalt kindgerecht aufbereitet ist und auch in sprachlicher Hinsicht Ihr Kind fordert, allerdings nicht überfordert. Der Spaß sollte immer an erster Stelle beim Vorlesen stehen. Die positiven Effekte auf den Spracherwerb sind dabei ein angenehmes Goodie.
Vorlesen regt an: Selberlesen und nachfragen
Wer seinen Kindern regelmäßig vorliest, kann zudem von zwei weiteren positiven Nebeneffekten profitieren. Zum einen regt das Vorlesen die Fantasie der Kleinen an. Haben die Kids bereits im jungen Alter gemerkt, wie viele Möglichkeiten die Welt von Büchern und Literatur offenhält, so ist auch der Anreiz groß, selbst zu lesen.
Gerade bei Kindern im Grundschulalter sollte das Vorlesen zunehmend vom gemeinsamen Lesen abgelöst werden, sodass die Kinder sanft ans Lesen und die damit zusammenhängende Freunde und Fantasiewelt herangeführt werden.
Wer viel mit seinen Kindern liest und auch im regen Austausch über das Gelesene steht, der animiert die Kleinen ebenfalls dazu, nachzufragen. Aus diesem Grund sollten gerade beim Vorlesen Zwischenfragen kein Tabu sein. Vielmehr ist es sinnvoll, auf die Fragen der Kleinen einzugehen und so ihre Neugierde bzw. ihren Wissensdrang aktiv zu fördern.
Dabei ist die Art der Lektüre im Großen und Ganzen unerheblich. Toll ist es jedoch, wenn die Bücher, die vorgelesen werden, auf die Interessen und Vorlieben der Kinder eingehen. Eine tolle Übersicht von Büchern und Tipps für die Kleinsten finden Sie hier oder hier.
Tipps zum Vorlesen: So wird das Vorlesen zum vollen Erfolg
Vorlesen ist per se eigentlich keine große Sache, dennoch wird es zum vollen Erfolg, wenn einige Dinge beachtet werden: Zunächst sollte darauf geachtet werden, dass sich beim Vorlesen wirklich alles um das Vorlesen dreht. Sowohl Radio als auch Fernseher oder Computer sind bei der Vorlesezeit tabu. Genauso sollte darauf verzichtet werden, Ablenkung aller Art angeschaltet zu lassen.
Als zweiter Punkt kann es von Vorteil sein, beim Vorlesen auch auf körperliche Nähe zu setzen – somit wird die Beziehung zwischen Eltern und Kind noch einmal intensiviert und das Kind fühlt sich als zur Lesegemeinschaft zugehöriger Teil.
Genauso wichtig ist es, dass die Kids beim Vorlesen, wie bereits erwähnt, auch Zwischenfragen stellen oder sich auch aktiv am Vorlesen beteiligen dürfen. Für die Kleinsten kann dies bedeuten, dass sie die Lektüre aussuchen dürfen. Für größere Kids, die selbst schon lesen können, kann dies auch darin bestehen, dass sie selbst einen Teil des Vorlesens übernehmen.
Wichtig ist es, die Kinder als vollständige Mitglieder in die Lesegemeinschaft zu integrieren, um so zu demonstrieren, dass die Kleinen ernst genommen werden. Sollten die Kids vor- oder zurückblättern wollen, ist dies ebenfalls kein schlechtes Zeichen. Im Gegenteil: Wenn sich die Kids für die Geschichte bzw. das Buch interessieren, haben Sie bereits die halbe Miete!
Bücher für die Kleinsten: Lesestoff und Illustrationen
Wer nach einer Lektüre für die Kleinsten sucht, der kann sich bei den oben genannten Links Inspiration holen. Generell sollte für die Jüngsten darauf geachtet werden, dass die Bücher ansprechend gestaltet sind: Vor allem bei jungen Kindern spielt neben dem Inhalt auch der optische Aspekt eine wichtige Rolle.
Eine schöne und kindgerechte bildliche Gestaltung der Inhalte ist dabei schon viel wert. Besonders, wenn die Kids noch mit dem Spracherwerb beschäftigt sind, ist es wichtig, dass Bilder das Gelernte und Vorgelesene unterstreichen bzw. damit verknüpft werden können. Bücher, die mit haptischen Effekten versehen sind, sind ebenfalls eine tolle Option, um beim Vorlesen alle Sinne in Anspruch zu nehmen.
Bei den Inhalten der Lektüre sollte darauf geachtet werden, dass diese ebenfalls kindgerecht gestaltet sind. Besonders Märchen, die zwar ursprünglich für Kinder gedacht waren, sind nicht immer die beste Option: Man denke hierbei an das Verbrennen der Hexe bei Hänsel und Gretel oder an das Vergiften der Stiefmutter bei Schneewittchen. Die Handlungen von Märchen sind oftmals sehr brutal, weshalb überlegt werden sollte, ob sie sich zum Vorlesen für die Jüngsten eignen.
Vorlesen lohnt sich in jeder Hinsicht
Vorlesen lohnt sich auch schon, wenn die Kids noch sehr klein sind: Neben den positiven Effekten auf den Spracherwerb sind ebenfalls positive Effekte auf die Bindung zwischen Eltern und Kind zu bemerken. Ferner wird durch das Vorlesen die Fantasie und die Fähigkeit zum eigenständigen Nachdenken und Nachfragen angeregt. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, dass beim Vorlesen die guten Einflüsse überwiegen.
Damit die Kinder stets gefordert, aber nicht überfordert sind, sollten bestimmte Dinge beachtet werden. Die Altersangaben auf Büchern sind ebenso hilfreich wie eine adäquate Beurteilung der Fähigkeiten des eigenen Nachwuchses.
Damit das Vorlesen besonders gut ankommt, ist es ratsam, schon bei den Kleinsten auf die Interessenschwerpunkte zu setzen: Kinder, die sich für Tiere interessieren, werden von einem Buch über Tiere vielmehr in den Bann gezogen als von einem Buch über Baufahrzeuge. Am 20. November ist der deutsche Vorlesetag – nutzen Sie diesen Tag als Startpunkt für eine spannende Reise in die Welt des Vorlesens und der Bücher!
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