Pädagogisch wertvolle Kinderfilme: Erst informieren – dann gucken!

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Was tut Kindern gut, was fördert sie? Welche Kinderfilme bieten einen pädagogischen Mehrwert, welche wirken einer gesunden Entwicklung entgegen? Fragen, die sich Eltern oftmals stellen, ohne dabei über klare, konkrete Anhaltspunkte zu verfügen.

Jährlich kommen rund 650 neue DVDs auf den Markt. Zudem haben Video On Demand Anbieter wie Maxdome ein stetig wachsendes Sortiment an Kinderfilmen zur Auswahl – Gar nicht so einfach, angesichts dieser Fülle passende Filmangebote herauszufiltern. Nicht zuletzt aus diesem Grund fühlen sich viele Eltern unsicher, zuverlässige Orientierungshilfen, ausgenommen des FSK-Kennzeichens, fehlen meist gänzlich. Welche Filme bieten einen echten Mehrwert, ohne dabei zu über- oder zu unterfordern? Welche Filme machen Spaß und laden gleichzeitig dazu ein, gedanklich auf eine spannende, wissenswerte Entdeckungsreise zu gehen?

Kinderfilme als Edutainment: Unterhaltung trifft auf pädagogischen Nutzen

Edutainment ist ein sogenanntes Kofferwort, bestehend aus Entertainment (Unterhaltung) und Education (Bildung). Hierbei geht es hauptsächlich darum, bei der Wissensvermittlung den Spassfaktor nicht zu kurz kommen zu lassen. Neben inhaltlicher Qualität braucht ein guter Kinderfilm selbstverständlich ebenso einen hohen Unterhaltungswert.

Es nützt nichts, wenn der Film zwar theoretisch einen hohen Informationsgehalt sowie einen vielversprechenden Mehrwert bietet, gleichzeitig aber zum Gähnen langweilig ist. Kinder lernen besser, wenn sie gleichzeitig unterhalten werden. Trockene Fakten kommen weniger gut an. Wichtig ist es aus diesem Grund, sich vor dem Kauf möglichst umfangreich über den Film zu informieren.

Wichtige Leitfragen:

  • Wie wurde der Film von anderen Eltern bewertet?
  • Wie wirkte er sich auf ihre Kinder aus?
  • Wie wurde der Film von Experten bewertet?
  • Und die wichtigste Frage: Möchte ich, dass mein Kind tatsächlich mit den darin enthaltenen Informationen konfrontiert wird, sich bewusst damit auseinandersetzt? Dies ist im Wesentlichen eine Frage des Alters, aber auch der Einschätzung der Eltern.

Pädagogische Altersempfehlungen für Kinderfilme: Wichtige Kriterien

Nicht jeder Kinderfilm eignet sich automatisch für jedes Alter. Zwar geben die FSK-Kennzeichnungen eine grobe Orientierungshilfe, dennoch handelt es sich dabei um keinerlei Garantie.

Ob ein Film das Kind fördert oder eher das Gegenteil bewirkt, kann laut dem Kinder- und Jugendfilmzentrum Deutschland (KJF), das seit Jahrzehnten auf Kinder- und Jugendfilme spezialisiert ist, anhand gewisser Kriterien beurteilt werden.

So gelten beispielsweise für 4-jährige Kinder andere Kriterien als für 6-jährige Kinder, da bestimmte Fähigkeiten, beispielsweise das subjektive Verständnis für soziale Beziehungen, sich erst im Laufe der Entwicklung herausbilden.

Ab welchem Alter können Kinder Kinderfilme begreifen? Nicht jeder Kinderfilm eignet sich automatisch für jedes Alter. (#01)

Ab welchem Alter können Kinder Kinderfilme begreifen? Nicht jeder Kinderfilm eignet sich automatisch für jedes Alter. (#01)

Eine erste Einschätzungs- und Orientierungshilfe bietet folgender Leitfaden:

Kinder im Alter von 4 bis 5 Jahren

Im Alter von 4 bis 5 Jahren beginnen Kinder erstmals, das Denken und Handeln ihrer Mitmenschen zu verstehen. Einzelne, fremde Personen können physisch konkret voneinander unterschieden werden. Zielgerichtetes Handeln wird immer besser verstanden, soziale Beziehungen können subjektiv erfasst und eingeschätzt werden. Elemente der Filmhandlung werden zwar bewusst wahrgenommen, dennoch eher assoziativ erlebt und nicht unmittelbar miteinander in Beziehung gesetzt.

Im Mittelpunkt steht mehr das emotionale Erleben des Films, dass sich stark an den mitspielenden Charakteren orientiert.

Wichtig ist es, Kinder in diesem Alter nicht zu überfordern.

Der Film sollte maximal 30 Minuten dauern und auf einer in sich abgeschlossenen, klar strukturierten, einfachen Geschichte oder Handlung basieren. Die Sprache sollte sich möglichst einfach und verständlich gestalten. Zu bevorzugen sind zudem Filme, die auf einer chronologischen oder episodischen Erzählweise mit klaren, linearen Abläufen basieren.

Zeit- oder Ortssprünge sollten vermieden, Wissensfragen kindgerecht und unkompliziert beantwortet werden.

Insbesondere Märchen- und Tierfilme, wie zum Beispiel:

  • Der kleine König,
  • Tilly und ihre Freunde,
  • Leo Lausemaus,
  • Die Biene Maja,
  • Timmy das Schäfchen

mit einem positiven Ausgang, die gute Unterhaltung bieten und positive Gefühle erwecken, sind in diesem Alter sehr zu empfehlen.

Video: Der kleine König

Kinder im Alter von 6 bis 7 Jahren

Im Alter von 7 Jahren werden erstmals einzelne Handlungsperspektiven in ihrer Relativität verstanden. Fantasie und Realität werden als getrennt voneinander wahrgenommen, was folglich eine distanzierte Betrachtung ermöglicht. Kinder entwickeln zudem einen eigenen Schutzmechanismus, der sie vor unangenehmen Filminhalten schützt, beispielsweise das Zuhalten der Ohren oder Augen.

Filme dürfen nun schon einmal etwas länger und komplexer ausfallen, sollten jedoch immer noch unter der normalen Spielfilmlänge von 90 Minuten liegen. Handlungsebenen sollten deutlich zu erkennen, die Inszenierung abwechslungsreich, im Idealfall musikalisch untermalt sein.

Insbesondere Alltagsgeschichten, beispielsweise:

  • Die Peanuts
  • Heidi

zu denen die Kinder einen konkreten Bezug herstellen können und die auf einem Happy End basieren, sind in diesem Alter klar zu empfehlen.

Des Weiteren eignen sich kindgerechte Fantasy- und Abenteuergeschichten, zum Beispiel:

  • Die Schneekönigin
  • Molly Moon

die auch vorsichtig Wissen außerhalb des Alltagsgeschehens vermitteln.

Video: Die Schneekönigin kinder geschichte – Gute Nacht Geschichte und Märchen für Kinderh

Kinder im Alter von 8 bis 9 Jahren

Schulkinder in diesem Alter sind bereits dazu in der Lage, Handlungsmotive und -intetionen klar zu durchschauen. Erstmals können filmische Gestaltungsmittel erkannt und voneinander unterschieden werden – Erste Kenntnisse über Genres entstehen. Dramaturgische Mittel werden als solche erkannt und erste Ansätze zur Interpretation entstehen. Zu empfehlen sind Filme in normaler Spielfilmlänge, sprich circa 90 Minuten.

Die Handlungsabläufe sind idealerweise geprägt von Spannungen und basieren auf mehreren, komplexen Figuren, mit denen sich das Kind identifizieren kann. Der Humor und der Ausgang der Geschichte sollten nachvollziehbar sein, Sarkasmus und Ironie sind eher fehl am Platz.

Lehrreiche Sachinhalte sollten unterhaltsam und besonders abwechslungsreich präsentiert werden, die Erzählweise ist am besten möglichst temporeich und verfügt über klar erkennbare Spannungskurven.

Sämtliche Genres, die im Kern Bezug auf das alltägliche Erleben sowie auf Themen des sozialen Miteinanders nehmen, können in diesem Alter sehr förderlich wirken.

Dabei kann es sich sowohl um Fantasy-. Tier-, Abenteuer- oder Science Fiction-Filme, aber auch um Freundschafts- und Schulfilme handeln, beispielsweise:

  • Einmal Mond und zurück,
  • Zoomania,
  • Der kleine Prinz,
  • Arlo & Spot,
  • Mein Freund Smitty oder
  • Das Königreich der Katzen.

Video: Der kleine Prinz Filme HD Deutsch

Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren

Bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren ist die rationale Verarbeitung sowie die Fähigkeit zur distanzierten Wahrnehmung bereits komplett ausgebildet. Das eigene Erleben wird mit der filmischen Darstellung abgeglichen, so dass erste Parallelen gezogen und unterschiedliche Standpunkte erkannt werden.

Realität und Fiktion können klar voneinander unterschieden werden, moralische Urteile, die sich an den sozialen Normen orientieren, werden nach und nach entwickelt. Filme dürfen nun ruhig auch einmal die normale Spielfilmlänge überschreiten. Die Handlungsabläufe sollten komplex und herausfordernd sein, Charaktere dürfen auch ein paar Fehler, Ecken und Kanten besitzen.

Leichte Ironie, gesellschaftliche Kritik und soziale oder politische Hintergründe sind möglich, aber kein Muss. Filmfiguren, die sich von den Erwachsenen abgrenzen, sind erwünscht. Zu empfehlen sind außerdem Filme, die diverse Konfliktproblematiken gezielt ansprechen, jedoch gleichzeitig Wege zur Lösung auszeigen. Wichtig ist es, dass sich das Kind mit den Figuren positiv identifizieren kann.

Auch erste Liebesbeziehungen oder Themen rund um das soziale und kulturelle Zusammenleben dürfen durchaus Bestandteil der Handlung sein.

Filme, die sich für diese Altersgruppe eignen, sind zum Beispiel:

  • Das große Geheimnis,
  • Die Hüterin der Wahrheit,
  • Erinnerungen an Marnie oder
  • James und der Riesenpfirsich.

Gesetzliche Regelungen: Die FSK-Altersfreigaben

Neben den oben genannten Kriterien, die sich hauptsächlich an den Einschätzungen und Erfahrungswerten des KJF orientieren, existieren natürlich auch noch die sogenannten FSK-Einstufungen.

FSK steht für „Freiwillige Selbstkontrolle„.

Bevor ein Film ins Kino kommt oder als DVD erscheint, wird von der Filmwirtschaft festgelegt, welcher Film sich für welches Alter eignet.

Grundsätzlich kann die Kennzeichnung jedoch nur als grobe Einstufung angesehen werden, die Auskunft darüber gibt, ob der Film ein Kind unter einem bestimmten Alter potentiell negativ beeinflussen oder gar psychisch überfordern könnte. Ob der Film sich nun tatsächlich als pädagogisch wertvoll erweist, das Interesse des Kindes weckt oder wertvolle Inhalte vermittelt, kann an der Altersempfehlung nicht abgelesen werden.

Im Großen und Ganzen empfiehlt es sich also immer, sich zuvor ausreichend über die darin vermittelten Inhalte zu informieren sowie sich gegebenenfalls an den Empfehlungen diverser Experten, anderer Eltern oder des KFJ zu orientieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass das Kind gefördert, aber auch positiv unterhalten wird.


Bildnachweis: © Fotolia – Titelbild: inesbazdar – #01: andras_csontos

Keine Kommentare

  1. E.G.Ph.Thinius am

    Sehr nützliche Seite! Aber:

    Leider glaubt man immer noch zu einfach an die Filterleistung der F S K,
    Freiwilligen Selbst- „Kontrolle“ einer gewinnorientierten (!) Institution,
    die ihre eignen Regln nicht beachtet.
    Beispiele: Verfolgungsrennen, Hängepartien, Abenteuerspannung,
    verängstigtes und beängstigendes Gruppengeschrei usw., alles bei FSK Null als ungeeignet markiert,
    ist in den „empfohlenen“ DVD trotzdem massiv enthalten.
    z.B. Biene Maja, Die Maus Alexander: wird abenteuerlich aus einer Glasflasche gerettet.
    So etwas für Kleine nur geeignet, wenn man sie „abhärten“ will.
    Es wäre schön, wenn bei gewinneinschränkenden Bedingungen klar wäre,
    dass eine so genannte Selbst- K o n t r o l l e keine stabile Auskunft zu geben braucht.
    Sogar pädagogische Institutionen werden von außen kontrolliert – obwohl dort niemand
    profitables Arbeiten, sondern in erster Linie das Wohl von Kindern und Gemeinschaft verfolgt wird –
    man traut also den Sozial-Ideale verfolgenden Menschen keine „Selbstkontrolle“ zu, –
    den Profitgeiern aber verlangt man nichts Solides ab und kontrolliert die FS“K“ nicht wirksam.
    Ist Änderung in Sicht? Oder ist in Sachen Erziehung demnächst alles möglich?

    Warum verweisen Sie trotzdem nur zaghaft auf die Unzuverlässsigkeit der FSK-Freigaben?

    Wie sehen oder bewerten Sie diese Entwicklung?

    mit freundlichem Gruß!

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